Methodik
Molekulargenetische Analysen, ursprünglich für gerichtsmedizinische Probleme entwickelt, ermöglichten es in den letzten Jahren, auch eine Vielzahl populationsbiologischer und ethologischer Fragen zu beantworten. Vaterschaftsanalysen ermöglichen die Bestimmung des Reproduktionserfolgs einzelner Tiere, auf der Grundlage der genetischen Variabilität einzelner Populationen und Arten wird der Inzuchtfaktor bestimmt, Abstammungsnachweise revolutionieren die zoologische Systematik. Ebenso ist es möglich, mit Hilfe des „genetischen Fingerabdrucks“ (DNA-fingerprint), der für jedes Lebewesen einzigartig ist, mit geringen Materialmengen Proben verschiedener Individuen voneinander zu unterscheiden und Proben verschiedener Herkunft (z.B. Blut, Speichel, Haare) diesen Individuen zuzuordnen. Das ist besonders in der Gerichtsmedizin wichtig, um am Tatort gefundene Spuren mit den Proben einzelner Verdächtiger zu vergleichen.
Seit einiger Zeit ist es auch möglich, DNA-haltiges Wildtier-Material aus Kotproben zu gewinnen. Bis dahin waren für die DNA-Analyse nur Blut- und Gewebeproben geeignet, die bei lebenden Wildtieren meist nur unter Narkose gewonnen werden können und vor allem für die Verwandtschaftsanalyse verwendet werden (Eltern-Kind-Beziehung, Vaterschaftsnachweis). DNA-Analysen aus Kotproben wurden erfolgreich an Bären (Wasser 1997, Taberlet 1997), Primaten (Immel 1999) und Hyänen (Schwerin 1994) durchgeführt. Dallas hat in Großbritannien daran gearbeitet, die Methode am dortigen Fischotter zu etablieren (1998, 1999). Inzwischen wurde in Großbritannien eine Pilotstudie durchgeführt, welche die Verwendung von Freiland-Kotproben des Fischotters für DNA-Analysen zeigt (Coxon et al. 1999).
Während beim ursprünglichen Fingerprinting alle zu vergleichenden Proben gleichzeitig getestet werden müssen, hat sich inzwischen für viele Fragestellungen die Mikrosatelliten-Technik durchgesetzt. Sie arbeitet mit spezifischen Markern, die für jede Tierart eigens bestimmt werden müssen. Hat man den Testkit einmal entwickelt, können die Methode standardisiert und die Ergebnisse digitalisiert werden, so daß Proben beliebig miteinander verglichen werden können. Testkits wurden in den letzten Jahren für verschiedene Tierarten entwickelt, u.a. auch für den Eurasischen Fischotter (Dallas 1998 & 1999). Mit den Ergebnissen können sowohl verschiedene Proben den einzelnen Individuen zugeordnet als auch Eltern-Kind-Abstammungen analysiert werden.
Die gewonnenen Daten werden mit Fundzeitpunkt und Ort in Datenbank und GIS-basierten Karten erfaßt. Dies erlaubt Darstellungen von Streifgebieten, Wanderungsbewegungen, Populationsdichte und Raumnutzung, zur Auswirkung von Verkehrstrassen und Vernetzungsmaßnahmen. Mit Hilfe der gewonnenen Daten und geeigneter mathematischer Modelle können Vitalität, Überlebenschancen der Population und Erfolgsaussichten von Schutzmaßnahmen berechnet werden.